Trotz der Warnungen unseres Wagenhallen Ateliernachbars, Zitat: „das hebt s nicht“, „kannst du nicht machen, nicht in unserem Straßenverkehr“ und „wir sind hier doch nicht in Indien“ mache ich mich vom Nordbahnhofviertel auf zur Fellbacher Bike Night. Meine Last ist diesmal eine Pavoni Siebträger Esspressomaschine plus Mühle, 1,5 kg Kaffee sowie über 10 Liter Milch sowie sonstigem Kaffeeequipment, ein großer Regenschirm und einiges mehr.
Insgesamt mit mir und dem Rad also über 200kg unterwegs auf Stuttgarts Straßen und in der S-Bahn. Dass das Rad in die S-Bahn passt weiß ich nun auch. Gar nicht so einfach mit dieser Last überhaupt einen S-Bahn-Steig zu betreten. Also Ein- und Ausstieg in die S-Bahn nur an aussenliegenden Gleisen die einen direkten Zugang zur Straße ermöglichen. Die S-Bahn fährt ein, die Lücke zwischen Bahnsteigkante und S-Bahn scheint mir größer als sonst, das sind bestimmt 15cm! Ein Fahrgast der sich schon auf dem Bahnsteig für mein Gefährt interessierte hilft mir mit leichtem Anheben und wir sind drin. Die Türen schließen sich – das gesamte Abteil guckt interessiert, ein Herr möchte Kaffee. „Nur für Radfahrer umsonst“ – ähäm, ich lade zur Fellbach Bike Night. Umsteigen am Hauptbahnhof, zwei Herren vom DB-Sicherheitsdienst und weitere 10 bis 20 Augenpaare schauen interessiert, kenne ich ja jetzt schon.
In Fellbach aussteigen, mit etwas Schwung rollen die zwei Vorderräder problemlos über die Bahnsteiglücke. In Fellbach fahre ich auf der neuen Fahrradstraße, „für Autofahrer erlaubt“. Mit Farbe haben sie nicht gespart. Ich hoffe Radfahrer werden in naher Zukunft von Autofahrern als gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer respektiert, ansonsten benötigen wir diese Bemalung eigentlich an jeder Straßenkreuzung. Auf der Bike-Night wird schon aufgebaut: Große Transporter stehen überall quer, die Straße ist abgesperrt, die Transporter müssen nach dem Entladen irgendwo geparkt werden. Ich fahre mit dem Rad an meinen Platz und baue auf, die Parkplatzsuche entfällt. Nach der Bike-Night das gleiche Bild: („…und während Villariba rechtzeitig zur Prämierung der Kostüme kommt, wird in Villabajo noch geschrubbt…“) Ich schwinge mich aufs Rad und beschließe die komplette Strecke zurück ohne S-Bahn zu fahren. Den Bahnsteig in Fellbach kann in Richtung Stuttgart mit dem Rad nicht betreten, eine Möglichkeit mit der S-Bahn von Fellbach nach Stuttgart zu fahren wäre dann der Umstieg in Waiblingen, also erstmal in die falsche Richtung, dann doch lieber Radfahren. Also geht es von Fellbach hinunter nach Bad Cannstatt. Der neue Radweg entlang der Nürnberger Straße ist stellenweise zu eng für mich. So schnell geht das in Stuttgart mit den Rad-Infrastrukturmaßnahmen: Kaum gebaut schon wieder überholt. Ich fordere größere Radstreifen! Nach 40 Minuten komm ich im Nordbahnhofviertel an, dank Rekuperation in der Abfahrt hab ich knapp einen halben Akku verbraucht, nicht schlecht das nächste Mal fahre ich beide Strecken mit dem Rad!
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